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Wir saßen gerade im Keller des Stroblhofes bei einer Vertikalverkostung der Jahrgänge 2015, 2014 und 2013 des Blauburgunders Pigeno, als Hotelier und Weinproduzent Andreas Nicolussi-Leck den Werdegang seines Betriebes schilderte. Fast drei Jahrzehnte dauerte es nach der Übernahme, bis er aus dem verschuldeten Betrieb einen Vorzeigebetrieb machte. In den Anfängen hätten die Eppaner ihn, den Kalterer, für verrückt erklärt, als er die auf Quantität getrimmten Blauburgunderstöcke nicht rodete, sondern zu zügeln versuchte. Es sei einfach kein Geld für eine Neuanlage dagewesen, erzählt er offen. Das war kein leichtes Unterfangen und öfters war er am Rande der Verzweiflung. Heute ist er froh über diesen Wink des Schicksals, denn Blauburgunderreben benötigen ein gewisses Alter, damit ihre Trauben tiefgründige und vielschichtige Weine hervorbringen. Mit dem Berater und Freund der Familie Hans Terzer an seiner Seite, beeindrucken seine Blauburgunder nun sogar Delegationen aus dem Burgund, dem Herzen des Blauburgunderanbaues, berichtete Nicolussi-Leck stolz.

 

Die Weißweine

Doch beginnen wir bei den Weißweinen. Der Jahrgang 2016 begann für die Südtiroler Winzer durchgehend schlecht, vor allem das feuchte Wetter bis Juni machte ihnen zu schaffen. Glücklicherweise kompensierte ein stabiler Sommer und Herbst den schweren Start. Bei der Verkostung der drei Weißweinfassproben des Stroblhofes fiel uns gleich dessen Frische und Saftigkeit auf. Auch die Aromatik ist kräftiger als bei jenen vom Jahrgang 2015, bei welchem die Weißweine generell aufgrund des heißen Sommers oft auch breit ausfielen und gerne die nötige Frische und Leichtigkeit vermissen ließen. Besonders überzeugte uns wie jedes Jahr die Fassprobe des Weissburgunders Strahler, welcher sich inzwischen national und international einen Namen machen konnte. Der teils im Holz ausgebaute Weißwein weiß seine Saftigkeit und Frische hervorragend mit der Struktur zu verbinden. Aber auch der Chardonnay Schwarzhaus glänzte durch seine für einen Chardonnay ungewöhnliche Frische am Gaumen sowie seine Mineralität und wird sehr wahrscheinlich den Weg in unser Sortiment finden.

 

Die Blauburgunder

Noch stärker traten die Jahrgangsunterschiede aufgrund des direkten Vertikalvergleiches bei den Blauburgundern hervor. Besonders die Fassproben des Jahrgangs 2015, sei es beim Pigeno und vor allem beim Riserva, hoben sich zum einen durch ihre intensive Farbe und zum anderen durch ihre Kraft und für ihre Jugend reifen Tannine von den anderen Jahrgängen deutlich ab. Sollten sie sich in dieser Form weiterentwickeln, werden sie, 2017 der Pigeno und 2018 der Riserva, das Herz jedes Blauburgunderliebhabers höher schlagen lassen. Hingegen der Pigeno 2014, aktueller Jahrgang auf dem Markt, besticht eher durch seine frühe Trinkreife und tolle Frucht. Ihm kommt vor allem der Traubenanteil des Riserva-Weines zugute, welcher aufgrund des bescheidenen (und leider vielerorts bereits abgestempelten) Rotweinjahres 2014 nicht produziert wurde. Wir finden, ein Wein mit hervorragendem Preis-Leistungs-Charakter.

 

Fazit

Das Weingut Stroblhof war der erste Produzent, welcher wir auf unserer Rundreise ansteuerten, weshalb wir völlig unvoreingenommen an die Fassproben des Jahrgangs 2016 rangehen konnten. Diese stimmten uns sehr positiv und ließen die Erwartung aufkeimen, dass 2016 ein hervorragendes Weißweinjahr werden könnte. Erneut unterstreicht Andreas Nicolussi-Leck wieder einmal sein Händchen für die Burgunder Sorten, vor allem auch für den im Anbau und im Keller schwierigen Blauburgunder. Auf alle Fälle freuen wir uns auf den Moment, an welchen wir die verkosteten Weine in der Vinothek in Empfang nehmen können.